Mal hören, was der Fischer sagt.
Eine künstlerische Landvermessung
Ausstellung und Performance, mit Wolfgang Siano, Margarete Hahner und Thomas Schulz
atelier havelblick, Strodehne, 1. Dezember 2002
Wie könnte eine Kartographie beschaffen sein, die den Erfahrungen und
den Erzählungen der Menschen folgt, deren Wahrnehmung durch den
täglichen Umgang mit bestimmten landschaftlichen und örtlichen
Gegebenheiten geprägt ist? Mit dem Kunsthistoriker Wolfgang Siano
konzipierte atelier havelblick das Projekt, die Malerin Margarete Hahner
und der Klangkünstler Thomas Schulz brachten sich und ihre Bilder und
Klänge in die Aktion ein.
Gemeinsam befragten die Künstler Wolfgang Schröder, den Fischer von
Strodehne, um aus ihrer jeweiligen Arbeitsweise heraus Merkmale und
Zusammenhänge einer solchen „Landvermessung“ zu ermitteln.
Von Wolfgang Siano stammte die Idee zu dem Projekt: “Zuhören und Zusehen
sind ursprüngliche Formen klanglicher und bildlicher Resonanz, durch
die fremde und eigene Wirklichkeiten in ein anschauliches Verhältnis zu
bringen sind. Was wir wissen können, will durch nachvollziehende
Vorstellungen beglaubigt werden. So entstehen weitere, ebenso imaginäre
wie reale Ansichten scheinbar bekannter Gegenstände und Räume.“
Das Resultat des schöpferischen Dialogs zwischen Fischer und Künstlern:
ein Bekenntnis zum Fisch, genauer gesagt eine „Kampagne für den
Weißfisch“. Künstler und Fischer hatten hatten sich gemeinsam zum Ziel
gesetzt, Fischsorten wie Plötze, Brasse und Blei, die zur Zeit auf der
Speisekarte der einheimischen Fischgerichte meistens nicht vorkommen, zu
ihrem Recht zu verhelfen. Der sogenannte „Weißfisch“ sollte endlich die
Beachtung und Verwendung finden, die ihm eigentlich längst zusteht.
So gab es neben Bildern, Plakaten und Fotos und einer klanglichen
Inszenierung auch einen Verkaufsstand mit Weißfisch und ein herzhaftes
Fischgericht, außerdem Statements von Fischer Schröder. Im Tischgespräch
mit den Beteiligten konnte man aus alltäglicher und kulturhistorischer
Sicht Fisch-philosophischen Fragen nachgehen.
Spontan formierte sich außerdem eine öffentliche Demonstration für den
Weißfisch: Besucher und Ortsansässige prozessierten mit den Fischbildern
durchs Dorf und ans Havelufer und skandierten Weißfischparolen. Gefilmt
und später gesendet wurde diese Kundgebung vom ORB, so dass die
Kampagne für den Weißfisch umgehend überregionale Publizität erzielte.
letzte Änderung: 6.1.2014 13:49