DieZusammenführung von Ess-Traditionen aus DDR-Zeiten mit
Speise-Moden der Gegenwart bildete den Rahmen für ein vielschichtiges
Projekt, das in einer kunstvollen Taferlrunde im Schloss Ribbeck
gipfelte.
Der Ribbecker Schlosskoch kreierte ein Menu aus Zutaten, die von
Lebensmittelproduzenten aus dem Dorf (Hobbygärtnerin, Milchbauer und
Schäfer) stammten. Diese drei Lieferanten sind zugleich die
Protagonisten kurzer Filmporträts, die mit Ausschnitten aus drei
bekannten DEFA-Filmen zu Filmcollagen zusammen geschnitten wurden: Erwin
Geschonneck geht in Sequenzen aus Frank Beyers Klassiker „Karbid und
Sauerampfer“ einen filmischen Dialog mit dem örtlichen Schäfer Helmut
Biermann ein und entwickelt als Protagonist von Rolands Gräfs „Bankett
für Achilles“ im Wechselspiel mit der Ribbecker Hobbygärtnerin Trudi
Prietzel bizarre Visionen eines idealen Gemüsegartens. Ulrich Thein ist
als „Anton der Zauberer“ das Alter Ego von Milchbauer Peter Kaim:
während der DEFA-Filmheld am Unternehmertum und am Alkohol zugrunde
geht, trinkt sich der Ribbecker Landwirt in seiner florierenden
Milchwirtschaft an der dort produzierten Milch glücklich.
Die filmischen Inszenierungen waren zwischen den einzelnen Menu-Gängen
zu sehen, ergänzt durch Live-Interviews von Moderator Tim Jäger,
rbb-Reporter mit eigener DDR-Geschichte pendelte in rasanter
Geschwindigkeit zwischen der Küche, die mit dem Saal per Videoschaltung
verbunden war, und dem Veranstaltungssaal hin und her, um die Gäste der
Tafelrunde, den Koch und die Lebensmittellieferanten ins Geschehen
einzubeziehen.
Ihr gleichwertiges Gegenüber fand diese filmische Performance in dem
mehrgängigen Menu von Schlosskoch Thore Redepenning. Der Menuzettel
kündigte schwer-verdauliche „ostalgische“ Hausmannskost an: „Toast
Hawaii;“ „Soljanka mit Goldbroiler“; „Kohlsuppe mit Blutwurst“;
„Lamm-Schlachteplatte mit Letscho, brauner Tunke und Kroketten“;
„Quarkkeulchen und Kürbis“; „Eierlikör im Schokobecher“. Was unter
diesen Namen dann tatsächlich auf die Teller kam, war feinste moderne
Kochkunst.
Auch in der Inszenierung des Raumes trafen verschiedene Realitäten
aufeinander: der gutbürgerlichen Eleganz des neu renovierten
Schloss-Ambientes wurde mit langen Tischen und Deko-Elementen, die an
das Festessen in dem DEFA-Spielfilm „Bankett für Achilles“ erinnerten,
und echten „Mitropa-Tellern“ eine rustikale, volkstümliche
Speisesaal-Szenerie entgegen gesetzt.
letzte Änderung: 6.1.2014 13:49